Der Sikh Glaube

Sikhi | Sikhismus | Sikh Religion

Weltweit praktizieren über 27 Mio. Menschen den Sikh Glaubensweg bekannt als Sikhi, Sikhismus und Sikh Religion. Der Sikh Glaube ist der fünftgrößte nach dem Christentum, Islam, Buddhismus und dem Hinduismus.

Der Sikhismus entstand im Punjab, im nordwestlichen Teil des indischen Subkontinents. Von hier aus wurde der Sikh Glaube populär und verbreitete sich weltweit. Das göttliche Licht, die göttliche Kraft von Akaal Purakh Waheguru hat sich in der Sargun Form von Satguru Nanak Dev auf Erden manifestiert. Satguru Nanak Dev erschien gemäß den traditionellen Sikh Quellen im Monat Katak - Oktober/November 1469 in Talwandi, im heutigen Sri Nankana Sahib, Pakistan. Es war eine Zeit der politischen, sozialen und religiösen Unruhen. Die Pathana, eine islamistische Kaste herrschte in der Region, später die Mogulen beginnend ab 1526 für 300 Jahre mit Babur, Akbar, Jahangir, Shah Jahan, Aurangzeb, Bahadur Shah etc. Es waren die Sikhs, die die Mogulherrschaft im Nordwesten Indiens beendeten. Das eigenständige Sikh Königreich unter Maharaj Ranjit Singh begann seinen glanzvollen Höhepunkt ab 1799. Durch Intrigen und Verluste wurde das Sikh Königreich durch die Engländer 1849 annektiert und aufgelöst. Bis zur Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 herrschten die Briten über Indien. Im Unabhängigkeitskampf um Indien stellten die Sikhs mit über 80% das militärische Kontingent. Die Gesamtbevölkerung der Sikhs in Indien beträgt heute weniger als 2%.
Satguru Nanak Dev lehrte mit dem Sikh Weg des Lebens einen neuen, revolutionären Glauben in der Zeit des Mittelalters, wo Aberglaube, Rituale, ein striktes Kastensystem, die Unterdrückung der Frau, Zwangskonvertierung und Tyrannei vorherrschten. Satguru Nanak Dev segnete die Menschen mit Waheguru Naam, Gurbani, dem direkten Wort des formlosen Schöpfers, manifest im Siri Guru Granth Sahib und mit der Saadh Sangat, der Heiligen Versammlung. Der erste Sikh Guru lehrte die Methode, wie sich die Individual Seele mit der wundervollen All Seele des Schöpfers verbinden und vereinigen kann. Satguru Nanak Dev lehrte auf die Existenz und Realität Gottes, auf NAAM zu meditieren. Den Einen wundervollen, universellen Schöpfergott zu lobpreisen und nur diesen Einen, zeitlosen und Ewigen Schöpfer anzubeten, beschreibt die Grundlage im Sikh Glauben. Das Wissen und die Lehre des Gurus wird als Gurmat bezeichnet. Sie bildet die Grundlage in der Sikh Religion. Gurbani ist das direkte Wort Gottes, dass Satguru Nanak Dev und die Sikh Gurus in Ihrem göttlich verankerten Bewußtsein empfingen und im Siri Guru Granth Sahib der Menschheit offenbaren. Das Wort des Shabad Guru verbindet den Sikh mit dem wundervollen Erleuchter und Schöpfer Waheguru, mit den zehn Sikh Gurus, mit den Heiligen Bhagats und Bhatts. Gurbani ist das ewig-gültige Wort Gurus/Gottes, daß die Individual Seele transformiert und sie aus der Dunkelheit der Unwissenheit, Bindung und Ignoranz, aus der temporären Erscheinungswelt (Maya) und den fünf Dieben (Panj Chor) befreit.

Im Jahr 1708 ernennt der zehnte Sikh Guru, Guru Gobind Singh, den Siri Guru Granth Sahib zum Ewigen Guru der Sikhs. Guru Gobind Singh betont, daß der Siri Guru Granth Sahib das manifeste Wort von Gott ist und die Verkörperung der zehn Sikh Gurus darstellt. Seit 1708 stellt der Siri Guru Granth Sahib die höchste spirituelle, religiöse Führung im Sikh Glauben dar. Der Ewige Shabad Guru hat 1430 Ang und 5864 Heilige Hymnen und Verse. (Quelle Damdami Taksal)

Die Sikh Gurus, im göttlichen Bewußtsein verankert, etablierten ein eigenständiges in sich distinktes Glaubenssystem, welches sich grundlegend vom Christentum, Hinduismus, Islam, Buddhismus, Judentum etc. unterscheidet. Konzepte, wie die Karma Theorie, Reinkarnation und der Aspekt des Monotheismus werden mit anderen Glaubensgemeinschaften geteilt. Die Botschaft, die die Sikh Gurus der Welt hinterliessen, ist in Form der Gurbani, dem Heiligen Wort Gurus/Gottes, im Siri Guru Granth Sahib artikuliert. Die Aussagen der Gurbani sind zeitlos, ewig gültig und für immer wahr. Es ist die transzendentale, ewige universelle Wahrheit, die sich im Siri Guru Granth Sahib offenbart. Die Weisheiten und Aussagen der Gurbani sind offen und zugängig für jeden Menschen, unabhängig seines Glaubens. Der Siri Guru Granth Sahib ist eine Inspirationsquelle, um Liebe und Frieden im eigenen Bewußtsein zu kultivieren, um die Allgegenwart des Einen, ewigen Schöpfers zu erfahren. Der Ewige Shabad Guru beinhaltet die Hymnen der Sikh Gurus, als auch die Verse von Heiligen anderer Glaubensrichtungen, von Sufi Heiligen, Hindus und Muslimen. Diese Heiligen wurden Bhagats und Bhatts genannt. Sie haben auf Naam, auf die Existenz, auf den Namen des Herrn meditiert und die Vereinigung mit Gott realisiert. Als Guru Arjan Dev den Adi Guru Granth Sahib 1604 kompilierte, nahm Er diese Bhagats und Bhatts mit in den Siri Guru Granth Sahib auf, als Ausdruck der universellen, transzendentalen ewig-gültigen Wahrheit. Diese Bhagats waren im Einklang mit der Lehre der Sikh Gurus von dem Einen Schöpfergott, Ik Oankar, der Seine Schöpfungen erschafft, erhält und wieder auflöst. Aufgrund dessen wurden diese Heiligen Bhagats als Ausdruck der zeitlosen Wahrheit und der universellen Brüderlichkeit mit in den Adi Guru Granth inkludiert. Wenn die Individual Seele mit der kosmischen All Seele des Schöpfers Eins wird, lösen sich Glaubenskonzepte, Dogmen von Religionen vollständig auf. Die Sikh Religion ist monotheistisch, die das grundlegende Wissen über den Einen Schöpfergott IK OANKAR beinhaltet. Es gibt nur Einen Gott, der Erschaffer, Erhalter und Zerstörer zugleich ist. Ein einziger Schöpfergott erhält und unterstützt Menschen aller Glaubensrichtungen. Allen steht es frei, ihren Glauben frei zu wählen und ihn auszuüben, ohne dabei andere zu verletzen oder zu unterdrücken. Nach Auffassung der Sikh Gurus ist jeder Einzelne dazu im Stande, den Schöpfer selbst zu erfahren. Um sich mit Gott, Akaal Purakh Waheguru zu vereinigen, haben die Sikh Gurus ein distinktes Glaubenssystem entwickelt, daß die Methode zur Vereinigung mit Gott lehrt. Im Jahr 1708 teilt Guru Gobind Singh die Autorität in zwei Bereiche auf. Er überträgt die Autorität auf den Siri Guru Granth Sahib und auf den Guru Khalsa Panth.

• Der Siri Guru Granth Sahib offenbart das Heilige Wort Gottes. Der Ewige Shabad Guru wird als Jaagdi Jot verehrt, als das ewige zeitlose göttliche Licht von der Wahrheit und dem Wissen Gottes. Der Heilige Guru Granth Sahib stellt die höchste religiöse Autorität im Sikh Glauben dar.
  
• Der Guru Khalsa Panth ist die Gemeinschaft aller getauften Sikhs, den Amritdharis. Die Khalsa tragen die fünf Glaubensartikel (5 K´s) der Sikh Religion. Der Khalsa Panth setzt sich für die Erhaltung von Wahrheit (Sat) und Rechtschaffenheit (Dharam) auf Erden ein. Der Khalsa Panth ist ein Ausdruck dafür, sich für Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und für die Glaubensfreiheit aller Menschen einzusetzen. Der Khalsa Panth hilft und beschützt die Notleidenen, Schwachen und Unterdrückten. Der Khalsa Panth ist für die Aufrechterhaltung und Weitergabe der Gurmat Lehre der Sikh Gurus verantwortlich. Das Ewige Gesetz Gottes ist im Khalsa Panth, in der Akaal Fauj manifest.
  Bild: Takht Sri Kesgarh Sahib in Sri Anandpur Sahib ist einer der fünf höchsten Sitze in der Sikh Religion. Hier hat Guru Gobind Singh Sahib Ji Maharaj den Khalsa Panth 1699 auf Willen Gottes gegründet.
  

Im Sikh Glauben ist Gott, Akaal Purakh Waheguru das höchste Selbst, die All Seele, bedingungslose, allumfassende Liebe, unbegrenzte Wonne, ewige Stille, Frieden, Bliss, Glückseligkeit. Gott ist ohne Feindschaft, ohne Bindung, selbst-existierend, selbst-erleuchtend, unsterblich, ewig-existierend, grenzenlos, Ursprung allen Seins, omnipräsent, omnipotent. Gott ist die absolute höchste und ewige Wahrheit. Die transzendentale ewige Realität und Existenz, die alles erschafft, erhält und in den Kreislauf des Schöpfungszyklus zurückführt. Waheguru, Gott ist in Seinen gesamten Schöpfungen anwesend und wacht über sie. Es gibt nur Einen universellen Schöpfergott Ik Oankar, der sich in zwei Aspekten ausdrückt. Dem NIRGUN-Aspekt unmanifest, gestaltlos, formlos, nicht sichtbar, ohne Attribute und Qualitäten. Im SARGUN-Aspekt manifestiert sich Gott in allen sichtbaren Formen und Lebewesen, mit Attributen und Eigenschaften ausgestattet. Sein Licht und Sein Atem ist in jeder manifesten Schöpfung anwesend. Gott allein ist der Handelnde, auf dessen Willen Hukam alles geschieht. Der Schöpfer allein ist es, der es wert ist, angebetet zu werden. Alles entsteht aus Gott und alles kehrt zu Ihm zurück. Nur Ihn allein soll der Suchende und Schüler (Sikh) lieben, dienen und anbeten.

Das Ziel im Sikh Glauben ist es, stets die Verbindung mit Guru/Gott aufrechtzuerhalten, um die Einheit mit dem wundervollen, allmächtigen Schöpfer zu realisieren, um den Kreislauf der Wiedergeburten zu beenden, um eins zu werden mit der kosmischen All Seele, Paramatma. Dies geschieht durch die praktische Umsetzung der Gurmat Lehre der Sikh Gurus. Die Liebe zu Gott wird durch den Guru erweckt. Guru, Gott und GurShabad bilden eine Einheit. Die praktische Lehre der Sikh Gurus lehrt die Technik, wie die Maya, der relative Bereich der Existenz und die fünf Diebe (Panj Chor) Kaam, Krodh, Lobh, Moh, Ahankar - Lust, Wut, Gier, Anhaftung und Ego überwunden und besiegt werden können. Die Vereinigung mit Akaal Purakh Waheguru, Gott erreicht der Aspirant durch die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit des wahren Gurus, durch Gott.

Die drei Grundpfeiler in der Sikh Religion

Das Leben eines Sikhs ist auf drei Grundprinzipien, die Satguru Nanak Dev wie folgt festlegte, ausgerichtet:

• Kirat Karo - Arbeite engagiert und aufrichtig für deinen Lebensunterhalt.
  
• Naam Japo & Naam Simran - Erinnere Dich stets bei allem, was Du tust, an Gott. Ein Sikh soll seinen Geist auf die göttliche Substanz, auf die Existenz und Realtität Gottes, auf Naam richten. Dies geschieht in Form von Naam Japo, Rezitation und Naam Simran, der Meditation auf die Identität Gottes mit dem Gur Mantar Waheguru. Waheguru ist die Terminologie für den wundervollen Schöpfer in der Sikh Religion und ist Gur Mantar (Gurmantra).
  
• Wand Chakko - Teile das, was du hast, mit den weniger Begünstigten in der Gesellschaft.
  

WAHEGURU ist der wundervolle in Worte nicht zu fassende, Erleuchter und Schöpfergott, der die Dunkelheit der Unwissenheit und Ignoranz zerstört und das göttliche Licht von Wahrheit, Wissen und Erkenntnis/Realisierung schenkt.

Die Sikh Gurus lehrten

• Sein Hukam zu akzeptieren und im Willen Gottes zu leben.
  
• Aufrichtig und engagiert für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten Kirat Karo.
  
• Naam Japo/Naam Simran, die Rezitation und Meditation auf Naam mit dem "Gur Mantar Waheguru" zu praktizieren.
  
• Ein auf Gott ausgerichtetes tugendhaftes Leben zu führen, welches den Ursprung in Naam, der Existenz und Realität Gottes, hat. In Waheguru Naam sind alle Schätze, alle Meditationsformen, alle Tugenden, alle Segnungen, alle Eigenschaften und Qualitäten Gottes enthalten.
  
• Mit den weniger Begünstigten in unserer Gesellschaft zu teilen - Wand Chakko.
  
• Selbslos und ehrenamtlich für die eigene Gemeinde, als auch der globalen Gesellschaft zu dienen, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten, beschreibt das Konzept von Seva.
  
• Ein Sikh sollte ein Zehntel seines Einkommens für wohltätige Zwecke spenden - Daswandh.
  
• Das Guru ka Langar ist das freie Gemeinschaftsessen in den Gurudwaras. Es wurde von Satguru Nanak Dev initiiert. Die Freiküche im Gurudwara steht allen Menschen offen, unabhängig ihrer Herkunft, dem sozialen Status, Geschlecht oder der Glaubenszugehörigkeit. Das Guru ka Langar vereint die Menschen und überwindet alle Unterschiede auf der relativen Ebene. Auf metaphysischer Ebene symbolisiert das Guru ka Langar die alles zugrunde liegende Einheit Gottes. Das gemeinsame Essen fördert, daß die Menschen sich auf der Basis von Resepkt, Brüderlichkeit, Nächstenliebe und Freundschaft begegnen.
  
• Shabad Kirtan zu praktizieren, bildet eine weitere Hauptgrundlage im Sikh Glauben. Es ist das Singen und Musizieren von Gurbani, den Heiligen Hymnen und Verse zur Lobpreisung Gottes.
  
• Die Sikh Gurus segneten Ihre Sikhs mit einer Anzahl von Gebeten. Sie dienen als Schlüssel zur Überwindung der Maya und den fünf Dieben. Im Sikh Glauben werden sie als Nitnem Banis bezeichnet. Für getaufte Sikhs gelten seit 1699 die 5 Morgengebete (Panj Bania):
  Sri Japji Sahib, Sri Jaap Sahib, Sri Tav Prasad Savaiye, Sri Chaupai Sahib, Sri Anand Sahib (alle 40 Verse), eine Meditation mit dem "Mool Mantar" von Ik Oankar bis Nanak hosee bhee sach und eine Meditation auf Naam mit dem "Gur Mantar Waheguru". Zum Nitnem gehört das Abendgebet Rehras Sahib und das Nachtgebet Kirtan Sohila.
  
• Für ungetaufte Sikhs wird laut dem Sikh Rehat Maryada ein freiwilliges Richtmaß von 3 Morgengebeten, Waheguru Naam Meditation und das Abend- und Nachtgebet empfohlen.
  
• Ein Sikh wird dazu angeleitet, sich für Wahrheit, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Frieden, Gleichstellung, Glaubensfreiheit, Selbstbestimmung, für demokratische und humanistische Werte einzusetzen.
  
• Der Siri Guru Granth Sahib offenbart das direkte Wort Gottes, Gurbani und stellt die Verkörperung der zehn Sikh Gurus dar. Das göttliche Licht des Schöpfers hat sich in der Sargun Form als Satguru Nanak Dev auf Erden manifestiert. Dieses Eine göttliche Licht wurde auf alle Sikh Gurus und auf den Siri Guru Granth Sahib übertragen.
  
• Der Siri Guru Granth Sahib ist Jaagdi Jot, das ewig-existierende Licht der zeitlosen Wahrheit Gottes, dem Wissen Gurus. Der Ewige Sahbad Guru stellt die höchste religiöse, spirituelle Autorität im Sikh Glauben dar.
  
• Ein Sikh folgt der Gurmat Lehre, den Schriften und Anweisungen der zehn Sikh Gurus und dem Siri Guru Granth Sahib.
  
• Die Gurmat Lehre der Sikh Gurus bildet die Grundlage, das Fundament im Sikh Glauben. Die Sikh Schriften zu lesen, sie zu studieren und darüber zu kontemplieren, erlangt der Sikh innere Erkenntnis und spirituelles Wachstum. Das direkte Wort des formlosen Schöpfers verbindet den Aspiranten direkt mit der allmächtigen, transzendentalen ewigen Wahrheit, mit Guru/Gott. Satguru Nanak Dev erkannte die Problematik, in der sich die Menschheit seit Äonen, speziell im Kali Yuga, dem Dunklen Zeitalter, befindet. Von den Einflüssen und Ablenkungen der Maya kann sich der menschliche Geist nicht alleine befreien, in ihm wohnen die fünf Diebe, die Botschafter der Maya: Kaam, Krodh, Lobh, Moh, Ahankar - Lust, Wut, Gier, emotionale/materielle Anhaftung und das Ich-Ego. Sie erschweren der Menschenseele den Weg zu Gott und halten die Individual Seele davon ab, die Einheit mit dem Schöpfer zu realisieren. Diese Energien sind stark und binden das Individuum. Der Geist lebt in der Illusion von Gott getrennt zu sein. Die Sikh Gurus verfügten über das Wissen aller existierenden Glaubenssysteme und Methoden, ihre Vor- und Nachteile. Sie wußten, daß es viele gläubige Menschen auf der Welt gibt, die eine tiefe Liebe und Sehnsucht zu Gott verspüren, aber über keine Methode verfügen, um die Modi der Maya, den schwer zu kontrollierenden Geist und die starken Einflüsse der fünf Diebe zu überwinden. Das Gurmat Wissen der Sikh Gurus lehrt genau diese effektive Methode im gegenwärtigen Zeitalter, um sich mit der kosmischen All Seele des Schöpfers zu verbinden, um die Einflüsse der Maya und die fünf Diebe mit dem Wort des Shabads zu besiegen. Im Kali Yuga ist es Waheguru Naam und die Gurbani, das Wort des Shabad Guru.
  

Der Sikh Glaube lehrt

• Wie der Geist seine Illusion, eine separate Entität von Gott getrennt zu sein, verlieren kann.
  
• Wie der Geist sich von den unzähligen Eindrücken und Sünden reinigen und seine Individual Seele von den Belastungen, die über zahlreiche Leben eingraviert sind, befreien kann.
  
• Wie der Geist die Liebe zur Maya, die Liebe zur Dualität überwinden und zu mehr Ruhe, Liebe, Seelenfrieden, Verständnis und Einheit gelangen kann.
  
• Der Sikh Weg des Lebens beschreibt die praktische Anwendung von Gurus Wissen, von Gurus Lehre, wie die Individual Seele sich mit der All Seele des transzendentalen Einen Schöpfers verbinden und vereinigen kann, so daß der Sinn der Existenz erfüllt wird.
  
• Auf diesem Weg, wenn konsequent verfolgt, durchläuft der Sikh viele Entwicklungsphasen und kann aus der Gurmat Lehre der Sikh Gurus viel Kraft, Liebe, Wissen und Unabhängigkeit erlangen.
  

• Die Lebensgeschichten Jivan Sakhis der Sikh Gurus und von bedeutenden Gursikhs zu lesen, ihnen zu zuhören, als auch an spirituell-religiösen Diskursen (Katha) und an Smagams (Sikh Veranstaltungen) aktiv teilzunehmen, stärkt das Vertrauen und den Glauben in Guru und Gott. Es verbindet zugleich den Sikh mit den Reinen Seelen der Sikh Geschichte. Der Sikh kann dabei ein Verständnis für die eigene Sikh Identität und Sikh Geschichte entwickeln. Das Wissen über die Grundlagen zu erlangen, bedeutet im Einklang mit der Gurmat Lehre von Satguru Nanak Dev und den Sikh Gurus zu leben. Der Sikh Glaube lehrt, wie man im Willen Gottes/Gurus leben kann, ohne dabei andere zu diskriminieren.
  
• Die Sikh Gurus lehrten, alle Menschen als manifesten Ausdruck des Einen universellen Schöpfers anzusehen. Das Verhalten des Menschen, seine Taten und die darausfolgenden Resultate sind es, die ihn in Form des Karma, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, binden. Jeder Mensch kann sich durch Selbstreflektion und Erkenntnis, durch den Segen und Liebe Gottes, durch das Wort des Shabad Guru transformieren. Hier bietet der Sikh Weg des Lebens praktische Hilfe und lösungsorientierte Führung an.
  
• Das Spiel der Kräfte von Positivität und Negativität ist ein Schauspiel, welches Waheguru (Gott) als Regisseur selbst erschuf. Er hat die Maya, die temporäre Erscheinungswelt, Illusion und den Konflikt der Kräfte erschaffen, um die Menschenseelen zu erwecken, sie zu erleuchten; sie aus der Maya, aus den herrschenden Einflüssen der fünf Diebe Kaam/Lust, Krodh/Wut, Lobh/Gier, Moh/emotionale und materielle Anhaftung und Ahankar/Ego zu befreien.
  
• Der Gurmukh Path von Satguru Nanak Dev ist ein einzigartiger und wundervoller Weg, wenngleich auch kein einfacher, wie Bhai Gurdas in seinen Varan beschreibt. Auf diesem Weg wird der Sikh stets getestet, inwieweit er/sie in der temporären Erscheinungswelt der Maya verstrickt und gebunden ist. Jeder Gursikh wird auf diesem Weg getestet. In Seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit gibt Waheguru (Gott) Seinen Menschenkindern die Möglichkeit, sich auf dem Pfad von Wahrheit und Rechtschaffenheit in Richtung Ursprung allen Seins, zum Schöpfer hin zu entwickeln.
  

• Der Sinn des Lebens im Sikh Glauben ist es, die Vereinigung mit dem wundervollen, unbeschreiblichen ewig-existierenden Schöpfer zu realisieren.
  
• Die Sikh Gurus betonen, daß die Saadh Sangat, die Gesellschaft der Heiligen, die Individual Seele transformiert. Die Sikhs glauben, daß die Gemeinschaft der Saadh Sangat ein wichtiger Schlüssel ist, um die Einflüsse der Maya schrittweise zu transformieren. Die Sikhs verbinden sich in der Saadh Sangat direkt mit Gott, Guru und Gurbani. Hier wird Naam, der Name des Herrn, Waheguru, das Wort Gottes, die Existenz Gottes gelobpreist, meditiert und besungen.
  
• Die Sikh Gurus haben sich seit Entstehung für die Gleichberechtigung der Frau eingesetzt. Beide Geschlechter tragen dasselbe göttliche Licht in sich.
  
• Die Sikh Gurus lehrten, sich für Wahrheit, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Frieden, Religionsfreiheit, Menschenrechte und Selbstbestimmung aller einzusetzen.
  
• Der Sikh ist dazu angeleitet, das Kastensystem, Aberglauben, Polytheismus, Götter- und Planetenanbetung als auch das Praktizieren leerer Rituale abzulehnen.
  
• Der Sikh soll der eigenen Gemeinde, als auch der globalen Gesellschaft dienen, ohne dabei Feindschaft, Diskriminierung oder Vorurteile zu haben. Ein Sikh des Gurus hat die Gurmat Lehre zu beschützen und zu verteidigen.
  
• Der Sikh Glaube ist ein toleranter und weltoffener Glaube. Er bringt die Menschen zusammen und lehrt, die Unterschiede an der Oberfläche zu überwinden, um sich gemeinsam auf die alles zugrunde liegende Einheit zu konzentrieren. Der Sikh Glaube wird oft als die Religion der universellen Brüderlichkeit beschrieben, die vereint, verbindet und nicht trennt.
  

Gurbani lehrt uns:

Die Ethik

Die Notwendigkeit, den schwer zu kontrollierenden Geist und die fünf Diebe, zu dem auch das Ego gehört, zu unterwerfen, werden stets in der Sikh Religion gelehrt. Alle Tugenden, wie Wahrheit SAT, Zufriedenheit SANTOKH, Liebe PREM, Mitgefühl DAYA, Selbstloser Dienst SEVA, Wohltätigkeit DHANA, Vergebung KSANA, Demut NIMRATA, Geduld DHEERJH, Nicht-Anverhaftung VAIRAGYA und Keuschheit/Treue TAIGA, bilden die ethischen Grundlagen im Sikh Glauben.

Die Sikhs

Sikhs sind in allen Bereichen des Lebens aktiv: sozial-gesellschaftlich, spirituell-religiös und politisch. Ein Sikh, ein idealer Gursikh, lebt ein aktives Familien- und Berufsleben. Dies wird in den Sikh Schriften als Grisht (Haushälter) bezeichnet. Der Haushälter erfüllt seine familiären und beruflichen Pflichten. Gleichzeitig erinnert er/sie sich stets an Gott in Form von Naam Japo/Naam Simran. Der Gegensatz zum Haushälter (Grisht) ist der Asket, der die Gottverwirklichung nur durch den Rückzug aus dem weltlichen Leben als realisierbar ansieht. Dieser Auffassung und Erfahrung widersprach Satguru Nanak Dev und die Sikh Gurus. Die Einheit mit Gott kann jederzeit durch die Gnade des wahren Gurus, dem allmächtigen Schöpfer als Haushälter realisiert werden, dies schließt Frau und Mann zugleich ein. Die Sikh Gurus und immanente Gursikhs in der Sikh Geschichte haben dies gezeigt und vorgelebt. Die Vereinigung mit Gott als Haushälter ist jederzeit erfahrbar und möglich. Der Siri Guru Granth Sahib, der Ewige Shabad Guru ist die einzige Heilige Schrift in der Welt, die zu Lebzeiten ihrer Verfasser, den Sikh Gurus, offenbart, verfasst und kompiliert worden ist. Der Sikh Glaube hat seinen eigenen Sikh Verhaltenskodex, bekannt als Rehat Maryada. Satguru Nanak Dev entwickelte das Gurmukhi Alphabet, welches später durch Guru Angad Dev, den zweiten Sikh Guru, erfolgreich der Sikh Bevölkerung gelehrt wurde. Die Entwicklung einer eigenen Schrift und Sprache betonte den unabhängigen Charakter der Glaubensgemeinschaft. Jeder der zehn Sikh Gurus hatte eine bestimmte Mission auf Erden zu erfüllen. Alle Sikh Gebete und Sikh Zeremonien wurden zu Lebzeiten von den Sikh Gurus für Ihre Sikhs etabliert: wie die Geburts- und Namenszeremonie Janam Sanskar. Das Erlernen von Gurmukhi, der Gurmat Lehre und Sikh Ithihaas, Vidiya Sanskar. Die Sikh Heirat "Anand Karaj", Anand Sanskar, die nur zwischen zwei Sikhs durchgeführt wird und somit den Segen des Gurus erfährt. Die Amrit Taufe Amrit Sanskar (Khande di Pahul) in den Khalsa Panth. Die Abschieds-/Todeszeremonie Antam Sanskar, wenn die Seele das Körperkleid verlässt. Die Sikhi ist ein distinkter und unabhängiger Glaubens- und Lebensweg.

Die fünf Glaubensartikel im Sikh Glauben

• Kes - Haare.
  Das ungeschnittene Haar ist ein Ausdruck von Akzeptanz und Respekt vor der Perfektion Gottes und Seiner Schöpfung. Ein Sikh lehnt sich nicht gegen die Naturgesetze, die Gott erschuf, auf. Im Sikh Glauben wird das Haar als ein kostbares Geschenk von Gott angesehen. Das Haar ist der Segen Gottes.
  
• Kangha - Holzkamm.
  Der Kangha wird für die Haarpflege getragen und repräsentiert die Wichtigkeit von Ordnung und Reinheit.
  
• Kara - ein Armreifen aus Eisen/Sarbloh.
  Der Kara symbolisiert, daß der Charakter eines Sikhs stark wie aus Eisen sein sollte, unverbiegbar und von großer Beständigkeit. Der Armreifen erinnert den Sikh daran, die Anweisungen Gottes, der Sikh Gurus und von Guru Gobind Singh zu folgen. Der Kara symbolisiert die Verbundenheit zu Waheguru (Gott) in ewiger Liebe und Loyalität zu sein, dem Allmächtigen und dem Panth zu dienen. Mit dieser Hand sollte der Sikh nichts Unrechtes zu tun, wie stehlen. Der Kara symbolisiert die Vereinigung, Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes. Der getaufte Sikh ist ein Glied (Kari) in der Kette der Gemeinschaft der Khalsa.
  
• Kirpan - ein kleiner Dolch.
  Der Kirpan ist ein kurzer Dolch, der die Pflicht eines Sikhs symbolisiert, sich für Notleidende und Unterdrückte einzusetzen. Er ist ein Symbol von Gnade, Geduld und Barmherzigkeit. Der Kirpan steht synonym für die Zerstörung von Unwissenheit, Ignoranz, Unrecht und Unterdrückung. Seine Benutzung ist nur zum Schutze anderer und zur Selbstverteidigung erlaubt. Niemals aber zum Angriff.
  
• Kachera (eine spezielle Shorts) - Diese spezielle Baumwollunterwäsche gilt als Zeichen der ehelichen Treue und zur Kontrolle von Lust (Kaam).
  

Die 5 Glaubensartikel sind Ausdruck für die Verpflichtung zu den Sikh Prinzipien von Gottesliebe, Hingabe, Vertrauen in Guru und Gott (Shardha/Bhavana), Disziplin, Aufrechterhaltung von Wahrheit und Rechtschaffenheit auf Erden, Ehre, Schutz, Gerechtigkeit und Menschenliebe. Die fünf Glaubensartikel bilden das Gegengewicht zu den Panj Chor, den Fünf Feinden (Kaam, Krodh, Lobh, Moh und Ahankar). Der Khalsa Panth hat die Aufgabe, das Wertesystem des Sikh Glaubens für alle kommenden Zeiten zu schützen und aufrecht zu erhalten.

Ausführliche Informationen zu den 5 Glaubensartikeln und dem Khalsa Panth finden Sie in deutscher Sprache 
beim DISR: www.deutsches-informationszentrum-sikhreligion.de/KhalsaPanth_de.php

Die Gebetsstätte der Sikhs - Gurudwara

Die Gebetsstätte der Sikhs ist als Gurudwara oder Gurdwara bekannt (Gurmukhi: Guru-duara). Der Gurudwara ist das Tor, der Eingang zu Guru - zu Gott. Die Gurudwaras weltweit dienen als Gebetsstätte und Gemeindezentren der Sikhs. Der Gurudwara ist offen für alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft, Geschlecht oder ihres Glaubens. Hier wird auch das Guru ka Langar, das freie Gemeinschaftsessen, an alle verteilt, die daran teilnehmen möchten. Die zwei Merkmale eines Gurudwaras sind Sangat und Pangat. Sangat stellt die Sikh Gemeinde dar und Pangat die öffentliche Gemeinschaftsküche. Das Guru ka Langar ist ein wichtiger Bestandteil im Sikh Glauben, sozial-gesellschaftliche, politische und religiöse Unterschiede werden hier transzendiert. Das Guru ka Langar ist ein Symbol für die universelle Brüderlichkeit und der alles zugrunde liegenden Einheit Gottes. Das Essen in einem Gurudwara ist rein vegetarisch und besteht aus Reis, Dal (Linsen), frischem Gemüse, Roti (Fladenbrot), Joghurt, Früchten und/oder Süßigkeiten. Vor dem Betreten eines Gurudwaras wäscht sich der Besucher die Hände, optional die Füße und bedeckt sich den Kopf während des gesamten Besuchs mit einem Tuch oder Dastar (Turban). Zigaretten und andere Intoxikationen dürfen nicht mit in den Gurudwara gebracht werden. Der Sikh Glaube hat kein offizielles Priesteramt. Der Granthi ist der zeremonielle Vorleser, Hüter und Beschützer des Siri Guru Granth Sahib in den Gurudwaras. Jeder getaufte Sikh hat die Möglichkeit den Gottesdienst zu leiten.

Ein Sikh wird im Gurmat & Sikh Rehat Maryada als eine Person beschrieben, die

• an den Einen universellen Schöpfergott IK OANKAR glaubt,
  
• an die zehn Sikh Gurus, von Satguru Nanak Dev bis Guru Gobind Singh,
  
• an den Siri Guru Granth Sahib, dem ewig-lebenden Guru der Sikhs; diesem folgt und Ihn als die höchste spirituelle Autorität anerkennt,
  
• an die Lehren, Schriften und Anweisungen der zehn Sikh Gurus glaubt und diesen folgt,
  
• sowie an die Amrit Taufzeremonie (Khande di Pahul) in den Khalsa Panth, die vom zehnten Sikh Guru, Guru Gobind Singh, an Vaisakhi 1699 initiiert wurde.